Wokeness ist ein tolles Konzept: Du kannst unliebsame Menschen ausgrenzen und stehst dabei immer auf der Seite der Guten. Ein Konzept, das jetzt auch der kleine Diktator mit dem lustigen Schnurrbart für sich entdeckt hat. Warum noch länger in der Hölle schmollen, wenn die alten Ideen von damals so gut zur heutigen Zeit passen? Cancel Culture. Da steht die Ausgrenzung schon im Namen. Black lives Matters. Die Hautfarbe definiert, was der Mensch wert ist. Hatten wir das nicht alles schon einmal? In den ganz großen Zeiten des Schnurrbart-Clowns? Na, dann wird es noch einmal Zeit für einen ganz großen Auftritt.
Der zweite Auftritt des kleinen Diktators. Die Länge meiner Haare stimmte diesmal exakt. Ich musste mir nur die Haare etwas dunkler färben. Just in diesen Tagen gab mein Warmwasserspeicher den Geist auf. Also kalt duschen, um die Farbe aus den Haaren zu waschen. So allmählich gewöhne ich mich daran. Ich bin halt einer der ganz harten. Etwas Gel in die Haare und ein Papierschnurrbart mit Doppelklebeband. Und schon schaute mich der kleine Diktator wieder freundlich im Spiegel an.
Der kleine Diktator tritt natürlich in sattem Schwarzweiß auf. Auch wenn die Hölle lichterloh in sattem rot brutzelt. Dazu natürlich scharfe Kontraste, das Filmmaterial von damals hatte noch keine subtilen Graustufen. Und dann noch der Klang der frühen Tonaufzeichnungen. Was für ein Gekrächze. Zur Sicherheit gibt es noch Untertitel am unteren Bildrand. Wer weiß, auf welchen billigen Handys das dann abgespielt wird.
Warum Satire auf Menschen, die es doch eigentlich nur gut meinen? Zeitgenossen, die sich permanent als „die Guten“ inszenieren sind für mich prinzipiell sehr verdächtig. Da steht der Rest der Welt schnell mal auf der Seite der Bösen. Macht nichts, ich weiß ohnehin, wo ich hingehöre. Aber wenn ich irgendwen mit dem Video ein bisschen ärgern kann, immer gerne. Und wenn der kleine Diktator sich jetzt als woke definiert und er auch noch Parallelen findet zu seiner Ideologie von damals, dann ist das schon eine kleine Unverschämtheit. Oder eben ein Blick auf die Wahrheit, die niemand auszusprechen wagt. Wie auch immer: Das war ein Film, den ich drehen musste. Wer sonst hätte das getan?